Bereits am frühen Morgen unseres dritten Tages auf Expedition deutete alles auf Veränderung hin: Veränderung von nass zu trocken, von grau zu blau, von Regenjacke zu T-Shirt. Nachdem der Tag mit dem Vorziehen der Flotten und dem obligatorischen Hochlebenlassen unseres Geburtstagskindes Vinzent (dem das angesichts von nun schon zwei schaukeligen Tagen an Bord nicht viel ausgemacht haben dürfte) starteten wir deshalb hochmotiviert in den Tag. Den Morgen verbrachten alle in ihren jeweiligen Hobbygruppen und es wurde fleißig geplant, gepinselt, gesägt, gebaut und gebastelt. Umschmeichelt wurden wir dabei schon vom verheißungsvollen Duft von frisch gemachtem Kaiserschmarrn, der uns vor lauter Vorfreude auf das Mittagesen schon das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ und definitiv ein Highlight des Tages darstellte. Dass dann nach dem Mittagessen alle nassen Sachen endlich auf die Wäscheleine gehängt werden konnten, die Zelte zum Lüften geöffnet und die Gummistiefel hoffentlich für längere Zeit in die hintere Ecke des Zeltes befördert wurden, ließ weiter auf Gutes für das hoffen, was wir am Mittag vorhatten: Die Seidenstraße entlang, über Berge und durch Wüsten galt es für die Kinder zu gelangen. Und welches Transportmittel ist in diesem Fall zuverlässiger, ausdauernder und besser angepasst als das Kamel? So eine Karawane bewegt sich aber natürlich nicht von selbst tausende Kilometer voran und das auch noch innerhalb eines Nachmittags. Deshalb mussten die Kinder ordentlich Einsatz zeigen und für die Reise notwendige Rohstoffe selbst herstellen und ertauschen. Am Ende waren auf jeden Fall alle Kinder und einige Kamele ordentlich ins Schwitzen gekommen. Zufällig schienen sich gerade in unserem Spielgebiet einige Gestalten mit einer ordentlichen Pechsträhne herumzutreiben, und die Kinder können nun definitiv mit Recht von sich behaupten, dass sie sich in puncto Sozialkompetenz definitiv schon im Level Expert bewegen…aber wer lässt auch schon ein verletztes Kamel allein im Wald liegen, wer hilft einer jungen Mutter nicht, den Schnuller für ihr Kind zu suchen und wer kann einem freundlichen Waldarbeiter schon die Hilfe beim Holztragen verweigern? Unser Forscherteam wusste den Schwerpunkt zwischen Siegeswillen im Geländespiel und Hilfsbereitschaft auf jeden Fall bewundernswert gut zu setzen.
Nach diesem anspruchsvollen Spiel, dessen wahre Herausforderung die Kinder vielleicht nicht notwendigerweise erkannt, aber trotzdem mit Bravour gemeistert haben, nutzten viele die Pause vor dem Abendessen um sich unter der Dusche zu erfrischen oder sich von den Klängen aus dem Lagerradio (auch das Produkt einer Hobbygruppe) berieseln zu lassen.
Nach dem Abendessen hatten die Kinder beim Lagerabend die freie Wahl zwischen verschiedensten Angeboten und es wurde wie so oft auf Zeltlager klar, dass Jungs auch gern Armbänder knüpfen und Mädchen gern lernen, wie man Feuer macht. Außerdem hatten alle erneut die Möglichkeit, in neuen Gruppenkonstellationen neue Leute kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen.
Und was bleibt nach diesem Tag: Vielleicht noch ein paar vereinzelte Eisschollen auf der mittlerweile sonnenbeschienenen See, aber generell kann in jeder Hinsicht gesagt werden: Das Eis ist gebrochen.