Nach einer kühlen Nacht versprach der blaue Himmel am Morgen einen sommerlichen Augusttag. Den verbrachten wir vormittags damit, in den Zeltgemeinschaften verschiedene Spiele zu spielen, bei denen verschiedene Eigenschaften von besonderer Bedeutung zu sein schienen: Ehrlichkeit, Stärke, Vertrauenswürdigkeit, Verlässlichkeit und Humor. Den seltsamen Landstreicher, der währenddessen zwischen den Zelten umherwanderte, beachtete dabei niemand wirklich. Am Ende kristallisierte sich jedoch der tiefere Zusammenhang zwischen den Spielen heraus: Welche Eigenschaften würdet ihr euch von einem Freund wünschen? Was müsste er tun, um euren Respekt zu gewinnen? Würdet ihr Jesus die in den Spielen genannten Eigenschaften zuschreiben? Würdet ihr ihm folgen? Würdet ihr dem Landstreicher, der sich immer wieder in den Gruppen sehen ließ, folgen? Warum oder warum nicht? Hat man Jesus seine Eigenschaften auf den ersten Blick angesehen? Mit diesen Fragen wurden die Kinder nach einigen Liedern schließlich in die Pause entlassen und verdauten das Erlebte hoffentlich genauso gut wie den Milchreis mit selbstgemachter (!) roter Grütze, mit dem die Küche uns zum Mittagessen beglückte.
Beim Blick auf den Tagesplan bezüglich des Mittagsprogramms mag dem ein oder anderen die Laune ein wenig vergangen zu sein: Geographieunterricht? So richtig wie in der Schule? Und das mitten in den Sommerferien. Allerdings sollte einer Generation, die die Folgen des Klimawandels wohl leider am eigenen Leib zu spüren bekommen wird, der Begriff „Desertifikation“ (bezeichnet die Ausbreitung von wüstenähnlichen Bedingungen durch menschliche Einflüsse) bekannt sein. Dieses in den Randzonen der Sahara herrschende Problem, welches zum Beispiel durch Überweidung und Abholzung und die daraus folgende Bodenerosion sowie Wassermangel begünstigt wird, macht es für die heimische Vegetation und folglich auch für die Tiere schwierig zu überleben. Doch gerade, als wir zum Kern der Problematik vorgedrungen waren, wurde unsere Sitzung unterbrochen: Ferne Hilferufe erregten unsere Aufmerksamkeit und in der Ferne sahen wir einige extrem seltene Pflanzen der Gattung „Blumera Mitarbeiterensis“, die – der Vertrocknung nahe – auf der angrenzenden Wiese mit letzter Kraft um Hilfe riefen. Unsere Forscher, in denen wohl auch kleine Botaniker schlummern, fackelten nicht lange und eilten den Pflanzen mit Wassereimern und vollgesogenen Schwämmen zu Hilfe. Den dreisten Sonnenstrahlen zum Trotz, die das Wasser aus den Eimern verdunsten ließen oder es den Kindern in Einzelfällen einfach direkt selbst über den Kopf leerten, schafften wir es, die ärmlichen Pflänzchen zu neuer Kraft erblühen zu lassen. Im Anschluss wollten die verbliebenen Mitarbeiter sicherstellen, dass auch die Kinder heute gut bewässert werden und auf Zeltlager optimal gedeihen und crashten deshalb das Gruppenbild mit den Blumen, indem sie eine große Wasserschlacht anzettelten.
Im Anschluss hieß es schnell unter die Dusche und dann ordentlich schick machen denn: wir haben internationales Gewässer erreicht und damit eine Zone, in der das Glücksspiel erlaubt ist. Wir ließen also unsere lagereigene Banknotendruckerei heißlaufen und die Kinder wurden ins Casino mit Dresscode, Türstehern und allem drum und dran eingeladen. Dort konnten sie ihr Glück bei Poker, Roulette & Co. auf die Probe stellen und das erspielte Geld dann in Cocktails und Knicklichter investieren. Dabei stellten sich einige Kinder als echte Zocker heraus, die den dealenden Mitarbeitern ordentlich Geld aus der Tasche zogen… So manche Strähne – sowohl glücklicher als auch unglücklicher Art – ging zu Ende, als die Küche zum Abendessen Chili con Carne servierte. Anschließend ging die Spielzeit zu Ende und es wurde Musik gespielt, was manche Kinder zum Tanzen nutzten. Andere saßen lieber draußen am Feuer und redeten oder beschäftigten sich an der Tischtennisplatte. Nach dem obligatorischen, die Party beendenden Abschlusskreis ging es zügig ins Bett, um für den kommenden Tag ordentlich Energie zu tanken.