An diesem Morgen verhieß die bereits vor der Weckmusik aufreißende Wolkendecke einen sonnigen Tag und damit einen versöhnlichen Abschluss von wettertechnisch eher durchwachsenen vierzehn Tagen. Wer sich mit Sicherheit ebenfalls über die günstigen Seefahrtsbedingungen freute war ein Besucher, der sich bereits vor dem Frühstück hilfesuchend an uns wandte: Christoph Kolumbus, ein alter Kumpel unseres eigenen Flottenkapitäns, träumte davon, nach Indien zu segeln, suchte dafür ein geeignetes Schiff. Welche Skills braucht man wohl, um diese anstrengende, gefahrenvolle Reise ins Ungewisse zu wagen? Stärke in jeder Hinsicht auf jeden Fall, ebenso wie Intelligenz und Geschicklichkeit und Ausdauer darf natürlich auch nicht fehlen. Dem eitlen Gockel Kolumbus war es dabei auch noch wichtig, dass das Schiff präsentabel, um nicht zu sagen geradezu bombastisch aussah. Und so hatten die Kinder den ganzen Morgen über Zeit, sich und die Schiffe ihrer jeweiligen Flotte mit den entsprechenden Fähigkeiten auszustatten. Dazu konnten sie an verschiedenen Stationen die jeweiligen Kompetenzen beweisen und sammelten dafür entweder Skillpunkte oder Nuggets, um am Markt Dekoartikel für ihr Schiff zu kaufen. Die Stimmung war, ebenso wie das Wetter, aufgeheizt, denn allen war klar: Dieses letzte Spiel bedeutete die Entscheidung im großen Spiel übers Lager, bei dem die Kinder seit dem ersten Tag durch gute Zeltnoten, erledigte Dienste und gute Ergebnisse bei (Gelände-)spielen Punkte sammeln und damit die Flotte ihrer Zeltgemeinschaften nach vorne pushen konnten. Es zeichnete sich bereits ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Gelben und der Grünen Flotte ab, doch auch eine überraschende Wendung zu Gunsten von Blau oder Rot schien nicht ausgeschlossen!

Nach dem Mittagessen (und einer kurzen Pause um die Kräfte zu sammeln) maßen sich die vier Flotten in verschiedenen Wettkämpfen. Dabei hatten die Flotten, die die entsprechenden Skills gut trainiert hatten, einen Vorteil in den Wettkämpfen: Die Flotten, die beispielsweise viele Stärke-Skillpunkte gesammelt haben, bekamen beim Kisten-Wettschleppen eine leichtere Kiste. Die, die viel für ihre Geschicklichkeit getan hatten, bekamen ein Segel mit einem kleineren Loch zu flicken und so weiter. Schnell entbrannte in der Mittagshitze ein unbarmherziger Wettkampf, bei dem so mancher Mitarbeiter zum lautesten Anfeuerer mutierte. Letztendlich setze sich die grüne Flotte knapp vor Gelb durch, was mit großem Gejubel und einer freudentränengetränkten Dankesrede von Kolumbus quittiert wurde. Doch was war das? Geschrei aus dem Ausguck? Den beiden enthusiastisch herbeirennenden Mitarbeiter-Matrosen stand die Erschöpfung angesichts der letzten zwei Wochen wohl ebenso ins Gesicht geschrieben wie die Freude über das baldige Ende der Strapazen: Land! Land in Sicht! Eine hunderte Meilen lange Küste, Wälder, Wiesen, alles was das Herz begehrt…dass es sich dabei wohl eher um Amerika als um Indien handelte, rückte vorerst in den Hintergrund, fest stand: Das muss gefeiert werden! Also nichts wie rein in die schicken Klamotten und rauf aufs Tanzparkett. Unterbrochen wurde die Party von einigen Mitarbeiterwettbewerben, wie dem obligatorischen Teekannenstemmen, Burgern zum Abendessen (wie es sich für echte Amerikaner gehört), der Premiere unserer Theater-Hobbygruppe und einigen fabelhaften Showeinlagen, für die so mancher Mitarbeiter an seine Grenzen gegangen war.

Nachdem der laute Teil der Party vorbei war flossen dann wie so oft tatsächlich noch ein paar Tränen angesichts der Tatsache, dass unsere vierzehntägige Entdeckungsreise sich schon wieder stark dem Ende zuneigt. Wehmut mischte sich mit Vorfreude auf zu Hause und manch einer ging wohl ein wenig aufgewühlt in seine Koje…auf jeden Fall Kolumbus, der sich bereits früher entschuldigte mit der Begründung, sich angesichts der Erfüllung seines Lebenstraumes in die Hose gemacht zu haben.